Höhnie Records

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Label (und Mailorder) aus Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen), gegründet 1991.

Labelgründer Andreas "Höhnie" Höhn war/ist bereits seit Anfang der 1980er selbst Punkrock-Musiker in Niedersachsen, nach der ersten lokalen Band Vibrating Tombstones folgten die langlebigeren Pissed Spitzels und Psychisch Instabil, von 1997 bis 2000 spielte er bei Rasta Knast, parallell und danach bei The Bratbeaters und Legal Kriminal.
Bereits um/vor 1988 verfolgte Andreas auch Kontakte zur Untergrund-Punkszene der DDR, so kam es sogar zu einem Auftritt der Pissed Spitzels beim legendären Ost-Berliner "Alösa Frühlingsfest" im April 1988. Nach dem Mauerfall bereiste er alle Neuen Bundesländer mit ihren gleichfalls im Um- und Aufbruch befindlichen Punkszenen, sammelte Kontakte sowie historische und aktuelle Aufnahmen. Mit der Idee, daraus einen LP-Sampler zu formen, versuchte er seinen damaligen Szene-Kumpel Horst Barthel aus Hannover zu überzeugen. Barthel managte in den 1980ern bereits das Mini-Label Schlawiner Records, bei dem hauptsächlich Tonträger der Pissed Spitzels erschienen, 1991 gründete er dann Nasty Vinyl. Dem ex-DDR-Material räumte er allerdings keine großen Marktchancen ein, so eröffnete Andreas mit Höhnie Records kurzerhand einen eigenen "Laden". Die LP "Sicher gibt es bessere Zeiten, doch diese war die unsere Vol. 1" wurde 1991 in kompletter Eigenregie ein großer Verkaufs-Überraschungserfolg, so daß Nasty Vinyl ab Vol.2 doch als Ko-Release-Partner fungierte. Wegen Andreas' mangelnder geschäftlicher Erfahrung blieb Höhnie Records bis 1997 eine Art NV-Sub-Label für die von ihm betreuten und bevorzugten Produktionen aus dem überwiegenden Ostdeutschland. Da sie gleichzeitig, vor allen anderen mit den Kult-Bands Müllstation und Schleim-Keim, einen großen Umsatzanteil für Nasty Vinyl erbrachten, über dessen Verwendung Andreas aber kein Mitspracherecht hatte, entstanden Spannungen zwischen den beiden Labelbetreibern. 1997 meldete er deshalb Höhnie Records endlich als eigenständige Firma an, mit dem siebenten und bisher letzten Teil der "Sicher gibt es bessere Zeiten, doch diese ist die unsere" Reihe endete 1998 seine Zusammenarbeit mit Nasty Vinyl. Hier erschienen zwar später die Tonträger von Andreas' aktueller Band Rasta Knast, aus der er aber 2000 ausschied. Nach dem Tod von Horst Barthel (2005) übernahm Höhnie dessen Label, auf dem bis 2007 noch neue Tonträger veröffentlicht wurden, zuletzt das Meilenstein-Reissue der Ostberliner Legende Namenlos (Compilation "1983-89") als finales Höhnie/Nasty Ko-Release.
Mit der "Bessere Zeiten" Sampler-Reihe und den bereits genannten namhaften ex-DDR-Punkbands war Höhnie Records, ungeachtet seiner West-Herkunft, ein wichtiger Multiplikator für den Ost-Deutschpunk der gesamten 1990er Jahre. Daß durch die damit unvermeidliche selektive Wahrnehmung einige ebenso wichtige Bands zunächst nicht ausreichend Beachtung fanden, ist durch die Arbeit vieler anderer Label in den darauffolgenden Jahrzehnten ausgeglichen worden. Auch Höhnie Records hatte später daran Anteil, wie z.B. mit Re-Issues von Madmans, Namenlos und Die Fanatischen Frisöre.

Die Label im Netz: www.hoehnie-records.de | www.nastyvinyl.de
Weitere Infos: Andreas Höhn (Wikipedia) | Interview 2002 (Plastic Bomb, zur Geschichte von Höhnie & Nasty)

Diskographie (Auswahl)

Hier aufgeführt sind nur Tonträger von DDR/ex-DDR/FNL-Bands, sowie Compilations mit derartigen Beteiligten. Ko-Releases mit Nasty Vinyl (bis 1998) sind mit deren NV-Nummer gekennzeichnet.