The Fate

Aus Parocktikum Wiki

Band aus Berlin, 1987 bis 1993. Re-Union-Konzerte 1995, 1997 und 2006.

Ausführliche Bandstory aus berufener Feder siehe unten.
Delatowski und Schierz gründeten 1995 die Popgruppe Halmakenreuther. "Kirk" Thiele wechselte 1995 zu Knorkator. Nach einem kurzen Intermezzo bei Halmakenreuther gründete er 1997 Sub Dub Micromachine. Rahn spielte nach seinem Ausstieg u.a. bei Ruby Tuesday.

Besetzung

  • Jörn-André Delatowski - voc, g, songwriting
  • Jens Thiele - g, back-voc
  • Mike “Ed” Dornbusch - dr
  • Uwe “Lady” Schierz - bg (1987-88)
  • Jan Kabitzke - bg (1988)
  • Michael Rahn - bg (1989-91)
  • Sven Matuschek - bg (ex- Kampanella is Dead, 1991-93 + Re-Union-Konzerte)
  • Tomas „Tom“ Stach - dr (1993)

Musik

Bandstory

Bilder und Texte zur Verfügung gestellt von Jörn-André Delatowski (2006) [1]

1987 gründete sich in der damaligen Egon-Schultz-Strasse (heutige Strelitzer Strasse), einen Keller von der Mauer entfernt, die Band THE FATE. Die Jungs liebten The Cure, die Beatles, die Stones, AC-DC, na eben alles, was aus dem Westen rüberschwappte und Spass machte nachzuspielen. Aber man fing auch an, eigene Songs zu schreiben und hatte dann nach fast einem Jahr Probe am 18. November 1987 im Berliner Duncker-Klub den ersten öffentlichen Auftritt. Der wurde allerdings nach 6 Titeln abgebrochen, offiziell aus „technischen Gründen“, inoffiziell, weil die Band (vor allem der Sänger) etwas zu sehr angeheitert war. Dann ging es munter weiter... ...mit Proben.

Zwischendurch musste man sich mit Grenzsoldaten und ihren umgeschnallten Gewehren als einziges Publikum (im Probenkeller) begnügen, die ab und zu mal eine Stippvisite während der lauten Nachmittags-Zusammenkünfte machten. Angebotenes Bier lehnten sie kategorisch ab, weil im Dienst.

Die nächsten Auftritte erfolgten sehr spärlich. Aber dann, am 24. April 1988 nahm man bei einer Einstufungsveranstaltung im Kreiskulturhaus Lichtenberg (direkt am S-Bahnhof Karlshorst) teil. Die ja englischsprachigen Texte mussten der Jury ins Deutsche übersetzt werden, anbei natürlich die Erklärung, warum man Englisch singe. Da zu dieser Zeit von THE FATE schon ihr Hit „Krueger“ gespielt wurde, in dem es sich ja um den Film-Kindermörder Freddy Krueger dreht, liess sich dieses Unterfangen etwas schwierig an, aber mit kleinen Kniffen und Tricks konnte man die (am Veranstaltungstag vor den Bands schnitzelessenden und sehr arrogant dreinblickenden) Jury-Mitglieder überzeugen. So auch musikalisch. THE FATE erhielten die Oberstufe mit Konzertberechtigung. Oh Mann, welche Freude!!!

Es kam das Jahr 1989. Der Sender DT64 spielte u.a. in seiner Sendung „Parocktikum“ (mit Lutz Schramm) einige THE FATE-Titel. Der vorhin erwähnte Titel „Krueger“ erlangte ziemliche Popularität und erkletterte etliche vordere Plätze bei diversen Radiovotings. Man tourte 1989 schon durch die gesamte DDR, also in Ostberlin gab es wohl kaum einen Klub, in dem THE FATE nicht spielten. Dann gings weiter über Potsdam, Rostock, Dresden, Leipzig, Doberlug-Kichhain, Ottendorf-Okrilla (ja, wirklich!!!), Meiningen, Jena usw. usf.

Dann am 2. September 1989 die nächste Einstufungsveranstaltung im „Jugendclub am Tierpark“. Diesmal ging man die Sache schon gelassener an und bekam die „Sonderstufe mit Konzertberechtigung“. Die Texte mussten vorher nicht mehr übersetzt werden. Wie schön. DDR-Medien klopften an, wie z.B. das Journal für Unterhaltungskunst und schrieb eine sehr lobhudeligen Bericht (November 1989). Das war ja dann der Ritterschlag für THE FATE. Dann folgte für die Band das Angebot, einen FDJ-Fördervertrag zu unterschreiben, mit der Option, bei grossen Events (die ja damals sehr beliebt waren, siehe Joe Cocker, Bruce Springsteen, Bob Dylan) als Vorband auf- und so eine grosse Karriere in der DDR-Musikszene anzutreten. Aber da man die bösen verächtlichen Sprüche innerhalb der Szene anderer Musikerkollegen über z.B. die Skeptiker (auch mit einem FDJ-Fördervertrag ausgestattet) hörte, lehnte man grosszügig, oder eher grosskotzig ab, denn danach wurde dieses bereut, nach Mauerfall krähte kein Hahn mehr danach.

Apropos Mauerfall, die fiel ja dann auch am 9. November 1989. Grosse Freude, einige geplante Auftritte wurden aufgrund vieler ausgedehnter Besuche in Westberlin einfach „vergessen“, soll heissen, nicht angetreten. Naja, nicht unbedingt zur Freude der Veranstalter, die nun zum nicht vorhandenen Publikum (da ja auch im Westen) nicht mal eine Band hatten. Da sich THE FATE nun schon einen ziemlich grossen Namen gemacht hatten, kam das Angebot, am 17. Dezember 1989 einen Gig im Westberliner „Metropol“ am Nollendorfplatz zu spielen. Gefragt, gesagt, getan...

Die Veranstaltung hiess „10 Jahre Berlin Rock News“ und THE FATE spielten als einzige Ost-Band zusammen mit Plan B, den Subtones, Rasca Cocus, den legendären Waltons etc. Welch beeindruckendes Erlebnis, hinter der Bühne gab es West-Bier und Obst UMSONST SO VIEL MAN WOLLTE.

Die Jahreswende brachte ein Angebot der inzwischen in Zong umbenannten DDR-Plattenfirma AMIGA mit sich, ob man nicht auf einem Sampler mitwirken möchte. Zu DDR-Zeiten hiessen diese „Kleeblatt“. Wie üblich sollten vier Bands darauf ihre selbstgemachten Werke zum Besten geben. Es fanden sich Big Savod & The Deep Manko, Kampanella Is Dead, B. Crown und natürlich THE FATE ein. Ein Name war schnell gefunden “All Tomorrow’s Parties”, ein alter Songtitel von Lou Reed, der auch gleich als Super-Zusammenspiel-Session mit allen Beteiligten am Ende aufgenommen wurde. THE FATE nahmen in den alten AMIGA-Studios in der Brunnenstrasse (übrigens ein ehemaliges Kino) die Songs „Hold Me“, den Hit „Krueger“ und „The Same Way“ auf. Wie schon bei AMIGA üblich, klangen die Songs beim Abhören im Studio fett und genial, dann auf Vinyl (und später auch CD) fade und völlig auf 0 dB komprimiert. Mir wurde mal erklärt, wenn auf Vinyl-Schallplatten zu viele Bässe drauf sind, springt die Nadel. Aber warum ging denn das auf West-Platten???

Egal, viel Radio- und Printmedienpräsenz liess die 4 Bands eine Tour zum Album machen. Es wurde auch ein Video für die damals so beliebte Fernsehsendung „Elf 99“ des Fernsehens der DDR gedreht. Die Tour war ein voller Erfolg, es entstanden unterwegs viele Freundschaften und Beziehungen, die sich musikalisch weitaus später als sehr nützlich erwiesen.

Am 3. März 1990 gab es ein riesengrosses Live Event „Berlin in concert ´90 – Berlin rockt für Berlin“ in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle, das sogar live im Radio übertragen wurde. Mit dabei waren neben THE FATE wieder mal Big Savod, Plan B, die Testbildtesters, Herbst in Peking und viele viele andere.

Im März 1990 durfte man noch einmal ins Studio, die Firma Zong produzierte eine John-Lennon-Tribute-CD, auf der THE FATE den Titel „Help“ beisteuerten, der sich später auf den weiteren Tourneen als richtiger Live-Knaller herausstellte. Die Platte nannte sich „Celebrating The Eggman“ und die Abmischungen klangen genauso, wie vorhin beschrieben. Es gab dann bei THE FATE innere Querelen, es gab Umbesetzungen, doch man tourte weiter. Jetzt ging es sogar in den Westen Deutschlands. Zwischendurch viele Gigs in Berlin (spannend natürlich hier auch der Westteil, da ja alles Neuland).

1992 setzte man sich zusammen und beschloss ein eigenes Album aufzunehmen. Man zog sich an den Rand Berlins zurück und tüftelte an Songideen und wie man diese aufs Band und dann unter die Leute bringen könnte. Es entstanden zwölf Titel unter dem Mentor Lehmann (Bassist der legendären Rainbirds), die auf dem Album „Buum Beesse Hoosse Paas“ veröffentlicht werden sollten. Da man keine Plattenfirma fand, tourte man noch ein wenig durchs Ländle, trennte sich von seinem langjährigen Schlagzeuger, tourte immer noch ein bissel, spielte 1993 auf dem Potsdamer Platz zur „AIDS Cultur-Woche“, einem viertägigen Mega-Musik-Marathon, z.B. mit Ten Colors, Michele Baresi, Silly, Third World, Herman Brood, Keimzeit, Renft, Pankow, Steve Binetti, Poems For Laila und Georges Moustaki.

Dann wurde 1992 ein weiterer Sampler mit dem schönen Titel „Berlin Bands United 1992“ produziert, im Tempodrom promoted und dann bald wieder vergessen. Aber viele interessante Bands nahmen auch daran teil, wie z.B. Big Savod, Loup Garou, The Benjamins, King Kong (Farin Urlaub von Die Ärzte), Die Wahnfrieds, Tausend Tonnen Obst, Blechreiz, Michele Baresi, D-Base 5, Prussia usw. Dieser Sampler sollte die Zusammengehörigkeit der Berliner Bands aus dem Ost- und dem Westteil demonstrieren.

Am 16. Oktober 1993 spielten THE FATE ihren letzten Gig in einer ihrer Lieblings-Live-Städte, nämlich in der Festhalle Ilmenau. Hauptact waren City und neben THE FATE spielten noch Michele Baresi und die Fast Food Cannibals.

Am 21. Oktober 1993 trennten sich THE FATE und gingen verschiedener Wege. Man spielte nochmal 2 Gigs am 12. und 13. Mai 1995 zu Ed's (Schlagzeuger) 30stem Geburtstag. Am 20. Juni 1997 gab es zum 10jährigen Gründungsjahr noch mal ein Reunion-Konzert und am 1. April 2006 spielten THE FATE noch einmal in der Originalbesetzung zum 20jährigen Bestehen des Berliner Clubs WABE in selbigem.

Jörn-André Delatowski legte nach Trennung von THE FATE die Gitarre endgültig aus der Hand und gründete mit Tino Meister (Gitarre), Uwe Schierz (Bass, siehe THE FATE 1987-1988) und Sven Ruschka (Schlagzeug, spielt heute mit Iron Henning zusammen) die Band HALMAKENREUTHER. 1995 unterschrieben sie Deutschlands schnellsten Plattenvertrag mit BMG (Hansa), veröffentlichten 3 Singles, 1 Album, zwei Videos (VIVA, MTV Europe), traten in etlichen Radio- und Fernsehsendungen auf (BRAVO-TV, Vivasion mit Stefan Raab, VOX, RTL, B1, RBB etc.). Dann veröffentlichten sie auf Betreiben von AC-DC 1997 in Australien (auf der AC-DC-Plattenfirma) ihre erste Single, das Video lief auf MTV New Zealand. 1997 trennte sich HALMAKENREUTHER.

2002 tat sich Jörn-André wieder mit Tino zusammen und nun produzieren sie zu zweit ein neues HALMAKENREUTHER-Album, die erste Single ist fertig, soll 2006 erscheinen. Ist auf deutsch und hat eigentlich nix mehr mit den alten HALMAKENREUTHER-Sachen zu tun.

Jens Thiele spielte nach der Trennung von THE FATE bei Knorkator Gitarre. Da sich THE FATE nicht im Streit trennten, sondern merkten, dass man einfach an einem Punkt angekommen war, an dem man sich gemeinsam nicht mehr weiterentwickeln konnte, hatten Jörn-André Delatowski und Jens Thiele immer noch Kontakt miteinander. Zum Beispiel lud er Jörn mal als Gastsänger zu einem Knorkator-Konzert ein, das auch vom Berliner Fernsehsender FAB gefilmt, aber aufgrund nicht sendbarer Texte dementsprechend auch nicht ausgestrahlt wurde. Dann verliess Jens 1996 Knorkator und stieg für Tino Meister bei HALMAKENREUTHER ein.
Uwe Schierz ging nach HALMAKENREUTHER in die Gastronomie, ist heute im Café „Abgedreht“ im Friedrichshain hinterm Tresen (gar nicht zu verkennen, er ist 2 Meter und 4 gross). Ab und zu unternahm er noch Ausflüge in die Musik, liess es aber dann bleiben.
Jan Kabitzke machte nach dem Ausstieg von THE FATE Folk-Musik, spielte unter anderem bei den Folkingern und etlichen anderen Projekten.
Michael Rahn ging nach der Trennung von THE FATE nach Ägypten als Tauchlehrer. Zwischendurch spielte er in Deutschland zusammen mit Pete Schulz (Sänger Mariannenplatz) und Jörn Rohde (Big Savod & The Deep Manko) in Spassprojekten zusammen. Wenn er mal nicht in Ägypten den Tauchlehrer gibt, arbeitet er im „Sound & Drumland“ als Verkäufer.
Mike „Ed“ Dornbusch hat sich eher zurückgezogen, ist jetzt fest als Vater engagiert, hat aber mit Jörn-André Delatowski nach der Auflösung von HALMAKENREUTHER zusammen in einer Oldie-Coverband gespielt. Alte Freundschaft rostet halt nicht.
Tomas „Tom“ Stach hat sich rar gemacht. Man hat auch fast nie wieder was von ihm gehört.

THE FATE - in der Egon-Schulz-Str. 1990.jpg

THE FATE - in der damaligen Egon-Schulz-Strasse 1990

THE FATE - am 3. März 1990 in der Werner-Seelenbinder-Halle.jpg

THE FATE - am 3. März 1990 kurz nach dem Auftritt in der Werner-Seelenbinder-Halle

THE FATE - am 19. Juni 1990 im HdJT.jpg

THE FATE - am 19. Juni 1990 im Haus der Jungen Talente

THE FATE - im Live-Club Liebigstrasse Berlin 1992.jpg

THE FATE - 1992 im Live-Club, Liebigstrasse Berlin

Lesen

  • Artikelreihe "Neue Bands" (Unterhaltungskunst Nr. 11/1989)