Die neuen Bands: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieses jahrelang recht unscheinbar dahergekommene Fachblatt beschäftigte sich in typischer Manier der DDR-Kulturbürokratie mit verschiedenartigsten vom Bereich der "echten" Kunst abgegrenzten Live-Unterhaltungsformen, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zum Jazz-, Pop- und Rock-Alltagsbrot an der Basis, in den Klubs und Kaschemmen der Republik. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.
Dieses jahrelang recht unscheinbar dahergekommene Fachblatt beschäftigte sich in typischer Manier der DDR-Kulturbürokratie mit verschiedenartigsten vom Bereich der "echten" Kunst abgegrenzten Live-Unterhaltungsformen, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zum Jazz-, Pop- und Rock-Alltagsbrot an der Basis, in den Klubs und Kaschemmen der Republik. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.


Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem drögen "Amtsblatt" die erste regelmäßige Artikelreihe über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in anderen Medien (Amiga, DDR Rundfunk) das Etikett "die anderen bands" übergeholfen wurde. Die Reihe "Die neuen Bands" (später "Neue Bands") begann im Februar 1988, die Autoren waren anfangs Szenekenner wie Bernd Gürtler, Peter Zocher, Lutz Schramm und Jürgen Winkler (späterer Herausgeber von NMI bzw. NMI/Messitsch), dann verstärkt auch Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst wie Christoph Tannert, Roland Galenza und Ebi Fischel. Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen wie z.B. HipHop, hin und wieder aber auch über Bands, die eher deplaziert wirkten.
Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem drögen "Amtsblatt" die erste regelmäßige Artikelreihe über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in anderen Medien (Amiga, DDR Rundfunk) zeitgleich das Etikett '''"die anderen bands"''' übergeholfen wurde. Die Reihe '''"Die neuen Bands"''' (später nur '''"Neue Bands"''') debütierte im Februar 1988, die Autoren waren anfangs Szenekenner wie Bernd Gürtler, Peter Zocher, Lutz Schramm und Jürgen Winkler (späterer Herausgeber von NMI bzw. NMI/Messitsch), dann verstärkt auch Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst wie Christoph Tannert, Roland Galenza und Ebi Fischel. Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen (wie z.B. HipHop), hin und wieder aber auch über Bands, die eher deplaziert wirkten (Regenwiese, Trugschluss, Die Zöllner).


Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen schließlich eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" NMI und Messitsch auch jede Menge Fanzines jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen.
Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen des nun nicht mehr volkseigenen Henschel-Verlages eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" NMI und Messitsch auch jede Menge Fanzines jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen, um den zunehmend grassierenden Tönen des Untergrunds adäquat Schrift und Stimme zu verleihen.


== Ausgaben ==
== Ausgaben ==

Version vom 3. April 2011, 15:46 Uhr

Artikelserie in der DDR Zeitschrift "Unterhaltungskunst" (UK), später umbenannt in "Journal für Unterhaltungskunst" (JfUK, ab März 1989), zuletzt "Journal Art + Action" (JA+A, ab Mai 1990).

Dieses jahrelang recht unscheinbar dahergekommene Fachblatt beschäftigte sich in typischer Manier der DDR-Kulturbürokratie mit verschiedenartigsten vom Bereich der "echten" Kunst abgegrenzten Live-Unterhaltungsformen, von Diskotheken, Varietè, Kleinkunst, Kabarett und sogar Zirkus (!) bis hin zum Jazz-, Pop- und Rock-Alltagsbrot an der Basis, in den Klubs und Kaschemmen der Republik. Schwerpunkt der Artikel waren meist berufsständische Aspekte wie Steuern, Materialbeschaffung, Recht, Ausbildung, sowie der omnipräsente "Bildungs- und Unterhaltungsauftrag" der für sämtliche Formen von Kulturvermittlung in der DDR existenzgrundlegend war.

Vermutlich war es eine berechnete und gelungene Finte von schlitzohrigen Journalisten, ausgerechnet in diesem drögen "Amtsblatt" die erste regelmäßige Artikelreihe über die jungen Wilden des Rock-Untergrunds zu lancieren, denen in anderen Medien (Amiga, DDR Rundfunk) zeitgleich das Etikett "die anderen bands" übergeholfen wurde. Die Reihe "Die neuen Bands" (später nur "Neue Bands") debütierte im Februar 1988, die Autoren waren anfangs Szenekenner wie Bernd Gürtler, Peter Zocher, Lutz Schramm und Jürgen Winkler (späterer Herausgeber von NMI bzw. NMI/Messitsch), dann verstärkt auch Schreiber aus dem inneren Zirkel der Musiker selbst wie Christoph Tannert, Roland Galenza und Ebi Fischel. Bis Dezember 1988 war die Reihe durchnumeriert (Nr. in Klammern), danach wurde das Erscheinungsbild lockerer und es erschienen auch Artikel zu angrenzenden Themen (wie z.B. HipHop), hin und wieder aber auch über Bands, die eher deplaziert wirkten (Regenwiese, Trugschluss, Die Zöllner).

Im Spätsommer 1990 wurde das Blättchen des nun nicht mehr volkseigenen Henschel-Verlages eingestellt, inzwischen scharrten aber neben den frischen "Leitmedien" NMI und Messitsch auch jede Menge Fanzines jeder Couleur vernehmbar mit den Hufen, um den zunehmend grassierenden Tönen des Untergrunds adäquat Schrift und Stimme zu verleihen.

Ausgaben

Unterhaltungskunst

Journal für Unterhaltungskunst

Journal Art + Action