KPM / K&P Music

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Gegründet als unabhängiges Label 1990 in Berlin, bis Ende der 90er Jahre.

Bereits während der Zeit des politischen Umbruchs in der DDR planten die Musiker Toni Krahl und Fritz Puppel von der etablierten, schon 1972 gegründeten Berliner Rock-Gruppe City, den verkrusteten monopolistischen Strukturen des (Noch-) Staatsunternehmens VEB Deutsche Schallplatten und seines einzigen Rock- und Pop-Labels Amiga eine Alternative nach westlichem Muster entgegenzusetzen, welche die bisher übliche politische Bevormundung der künstlerischen Freiheit der Musiker ausschloss und eine bedürfnisgerechte Vermarktung ihrer Schallplatten sicher stellte. Mit ihrer letzten Amiga-LP "Casablanca" (1987) war selbst die sonst wohlgelittene und DDR-weit erfolgreiche Band Zensur-Eingriffen ausgesetzt gewesen. Im Frühjahr 1990 entstand so, nach Beratung mit westdeutschen Partnern KPM (= Krahl Puppel Music) in Berlin, die nach eigenen Aussagen "erste unabhängige Schallplattenfirma der DDR". Allererste Veröffentlichung war das Album "To be H.I.P." der gleichfalls Berliner Untergrund-Combo Herbst in Peking. Diese hatten im gleichen Zeitraum ein eigenes Label (Peking Records) gegründet und dort ihre Debütsingle herausgebracht, für die LP mangelte es ihnen aber vermutlich an Know How und/oder den nötigen Finanzen, woraus eine von beiden Seiten kurios ambivalent beurteilte Zusammenarbeit entstand. Zudem gab es einen peinlichen medial ausgetragenen Streit darüber, wer nun der erste "echte DDR-Indie" gewesen ist. Die LP konnte von KPM ihrerseits auch nur mit Hilfe eines westdeutschen Partners, dem Mini-Label Happy Valley Records vermarktet werden, erreichte aber relativ beachtliche Verkäufe und wurde mehrfach neu aufgelegt, zuletzt im renommierten Independent-Vertrieb EfA.

In den folgenden Monaten arbeitete das Label an LP-Comebacks von Stefan Diestelmann (erfolglos) und City selbst, 1991 erschien zudem das erste und einzige Solo-Album von André Herzberg, dem Sänger von Pankow, und 1992 das erste Solo-Album des Spliff-Gitarristen Bernhard Potschka. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete KPM bereits eng mit dem internationalen Musik-Riesen BMG/Sony zusammen, der 1993/94 schließlich auch Eigentümer der kolossal gescheiterten Deutsche Schallplatten GmbH Berlin (DSB) und damit Rechtsnachfolger des ehemaligen VEB Deutsche Schallplatten wurde.

In den 1990er Jahren etablierte sich die Krahl-Puppel-Firma unter verändertem Namen K&P Music GmbH erfolgreich als BMG-Sublabel und konnte u.a. The Inchtabokatables und Keimzeit längere Zeit an sich binden. Neben Newcomern wie Fast Food Cannibals erschien außerdem ein City Best of Album und eine Comeback-CD der DDR Schmuserocker Karat, die den von BMG später großflächig bearbeiteten Rock-Ostalgie-Markt ergänzten.

Diskografie

Herbst in Peking

  • To be H.I.P. (LP/CD 1990, mit Happy Valley Records)

City

  • Keine Angst (LP/CD 1990)
  • The Best of City (CD 1992)

André Herzberg

  • s/t (LP 1991)

Potschka/Perxon (= Bernhard Potschka & Michael Ernst-Pörksen, ex- Spliff)

  • s/t (LP 1992)

Keimzeit

  • Bunte Scherben (CD 1993)
  • Primeln und Elefanten (CD 1995)
  • Nachtvorstellung - Live (CD 1996)
  • Im elektromagnetischen Feld (CD 1998)

The Inchtabokatables

  • Ultra (CD 1994)
  • Quiet! (CD 1997)
  • Übertrieben (MCD 1997)
  • Too loud (CD 1998)
  • Nine Inch Years (Best of 2-CD 2000)

Karat

  • Die geschenkte Stunde (CD 1995)

Fast Food Cannibals

  • s/t (CD 1996)
  • Himmelsstürmer (CD 1998)

Quelle: NMI 1 + 2/1990