Schleim-Keim: Unterschied zwischen den Versionen

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Schleim-Keim spielten hauptsächlich sehr rauen Punk-Rock und schnellen Hardcore-Punk, wie viele DDR-Bands beeinflusst von Gruppen wie den ''Sex Pistols'', ''Dead Kennedys'' oder'' Crass''. Die Band entwickelte aber ihren ganz eigenen spezifischen Stil, vor allem auch dadurch, dass Otze Ehrlich viele Instrumente (Gitarre, Schlagzeug) und Verstärker selbst zusammenbastelte oder modifizierte und dadurch einen extrem verzerrten, gut zu Otzes charakteristischem Gesangsstil passenden, Sound erfanden. Spätere Stücke der Band experimentierten auch mit Elementen von Ska (Geldschein), New Wave (Mein Weg, Party im Cannabisbeet, Der Tod) oder Techno (Leck mich am Arsch), die meisten dieser Lieder stammen jedoch aus der Spätphase von Schleimkeim und wurden teilweise von Otze im Alleingang als Soloprojekt geschrieben und aufgenommen (auf Leck mich am Arsch ist z. B. anstatt Otze nur ein gesprochenes Sample seiner damaligen Freundin zu hören), einige späte Stücke entstanden außerdem in einer Zeit, in der Otze die Freude am Punk größtenteils verloren hatte und plante alleine ohne Band als Liedermacher aufzutreten. Von diesen Stücken existieren allerdings keine bekannten Aufnahmen. Viele Fans sehen aus diesen Gründen die späten Veröffentlichungen nicht mehr als wirkliche Arbeiten von Schleim-Keim an.
Schleim-Keim spielten hauptsächlich sehr rauen Punk-Rock und schnellen Hardcore-Punk, wie viele DDR-Bands beeinflusst von Gruppen wie den ''Sex Pistols'', ''Dead Kennedys'' oder'' Crass''. Die Band entwickelte aber ihren ganz eigenen spezifischen Stil, vor allem auch dadurch, dass Otze Ehrlich viele Instrumente (Gitarre, Schlagzeug) und Verstärker selbst zusammenbastelte oder modifizierte und dadurch einen extrem verzerrten, gut zu Otzes charakteristischem Gesangsstil passenden, Sound erfanden. Spätere Stücke der Band experimentierten auch mit Elementen von Ska (Geldschein), New Wave (Mein Weg, Party im Cannabisbeet, Der Tod) oder Techno (Leck mich am Arsch), die meisten dieser Lieder stammen jedoch aus der Spätphase von Schleimkeim und wurden teilweise von Otze im Alleingang als Soloprojekt geschrieben und aufgenommen (auf Leck mich am Arsch ist z. B. anstatt Otze nur ein gesprochenes Sample seiner damaligen Freundin zu hören), einige späte Stücke entstanden außerdem in einer Zeit, in der Otze die Freude am Punk größtenteils verloren hatte und plante alleine ohne Band als Liedermacher aufzutreten. Von diesen Stücken existieren allerdings keine bekannten Aufnahmen. Viele Fans sehen aus diesen Gründen die späten Veröffentlichungen nicht mehr als wirkliche Arbeiten von Schleim-Keim an.


Ende 1981 erfolgte der erste Auftritt in den Kirchlichen Werkstätten in Erfurt, zusammen mit den [[Creepers]] aus Weimar. Weitere Auftritte erfolgten nur in Kirchen oder privaten Spielstätten. Dabei lernten die Mitglieder von Schleim-Keim den (nach der Wende als Stasi-Spitzel enttarnten) Schriftsteller und Musiker Sascha Anderson kennen, damaliger Sänger der Ost-Berliner Band [[Zwitschermaschine]]. So kam die Beteiligung an der LP "[[DDR von unten]]" als „[[Sau-Kerle]]“ (SK) zustande. Anderson schickte Schleim-Keim dafür Ende 1982 in ein Studio in der Nähe von Dresden. Innerhalb von einer Stunde spielte die Band sieben Songs ein – der Song "Spione im Café" entstand spontan im Studio.
Ende 1981 erfolgte der erste Auftritt in den Kirchlichen Werkstätten in Erfurt, zusammen mit den [[Creepers]] aus Weimar. Weitere Auftritte erfolgten nur in Kirchen oder privaten Spielstätten. Dabei lernten die Mitglieder von Schleim-Keim den (nach der Wende als Stasi-Mitarbeiter enttarnten) Schriftsteller und Musiker Sascha Anderson kennen, damaliger Sänger der Ost-Berliner Band [[Zwitschermaschine]]. So kam die Beteiligung an der LP "[[DDR von unten]]" als „[[Sau-Kerle]]“ (SK) zustande. Anderson schickte Schleim-Keim dafür Ende 1982 in ein Studio in der Nähe von Dresden. Innerhalb von einer Stunde spielte die Band sieben Songs ein – der Song "Spione im Café" entstand spontan im Studio.
Die LP "[[DDR von Unten]]" gilt als erste Punkplatte der DDR.
Die LP "[[DDR von Unten]]" gilt als erste Punkplatte der DDR.



Version vom 19. August 2010, 18:10 Uhr

Schleim-Keim oder Schleim Keim war eine DDR-Punkband aus Stotternheim bei Erfurt.

Die Band wurde 1980 von den Brüdern Dieter („Otze“) und Klaus Ehrlich mit Andreas „Dippel“ Deubach gegründet. Bis zum Mauerfall spielten sie hauptsächlich in Kirchen und hielten sich im Untergrund auf. 1996 löste sich die Band schließlich auf. Klaus Ehrlich spielt heute bei der Band „Kollektiver Brechreiz“, die aus Mitgliedern der ehemaligen DDR-Bands „Brechreiz 08-15“ und „Kollektiver Blutsturz“ besteht.

Schleim-Keim spielten hauptsächlich sehr rauen Punk-Rock und schnellen Hardcore-Punk, wie viele DDR-Bands beeinflusst von Gruppen wie den Sex Pistols, Dead Kennedys oder Crass. Die Band entwickelte aber ihren ganz eigenen spezifischen Stil, vor allem auch dadurch, dass Otze Ehrlich viele Instrumente (Gitarre, Schlagzeug) und Verstärker selbst zusammenbastelte oder modifizierte und dadurch einen extrem verzerrten, gut zu Otzes charakteristischem Gesangsstil passenden, Sound erfanden. Spätere Stücke der Band experimentierten auch mit Elementen von Ska (Geldschein), New Wave (Mein Weg, Party im Cannabisbeet, Der Tod) oder Techno (Leck mich am Arsch), die meisten dieser Lieder stammen jedoch aus der Spätphase von Schleimkeim und wurden teilweise von Otze im Alleingang als Soloprojekt geschrieben und aufgenommen (auf Leck mich am Arsch ist z. B. anstatt Otze nur ein gesprochenes Sample seiner damaligen Freundin zu hören), einige späte Stücke entstanden außerdem in einer Zeit, in der Otze die Freude am Punk größtenteils verloren hatte und plante alleine ohne Band als Liedermacher aufzutreten. Von diesen Stücken existieren allerdings keine bekannten Aufnahmen. Viele Fans sehen aus diesen Gründen die späten Veröffentlichungen nicht mehr als wirkliche Arbeiten von Schleim-Keim an.

Ende 1981 erfolgte der erste Auftritt in den Kirchlichen Werkstätten in Erfurt, zusammen mit den Creepers aus Weimar. Weitere Auftritte erfolgten nur in Kirchen oder privaten Spielstätten. Dabei lernten die Mitglieder von Schleim-Keim den (nach der Wende als Stasi-Mitarbeiter enttarnten) Schriftsteller und Musiker Sascha Anderson kennen, damaliger Sänger der Ost-Berliner Band Zwitschermaschine. So kam die Beteiligung an der LP "DDR von unten" als „Sau-Kerle“ (SK) zustande. Anderson schickte Schleim-Keim dafür Ende 1982 in ein Studio in der Nähe von Dresden. Innerhalb von einer Stunde spielte die Band sieben Songs ein – der Song "Spione im Café" entstand spontan im Studio. Die LP "DDR von Unten" gilt als erste Punkplatte der DDR.

Nachdem Klaus Ehrlich 1986 ausstieg, spielte Dieter "Otze" Ehrlich Gitarre. Von 1986 bis 1988 gab es häufige Besetzungswechsel: Kurzzeitig spielte Imad von L’Attentat die zweite Gitarre, Fossy (später Die Fanatischen Frisöre) saß ein Jahr am Schlagzeug, auch Leute von Mandata waren zeitweilig dabei. Weitere Kult-Auftritte gab es in Jena, wo Dieter "Otze" Ehrlich sich auf der Zugfahrt als Arbeiter verkleidete, um der Stasi zu entgehen, und in einer katholischen Kirche in einem Dorf bei Erfurt. 1988 stieß dann Lippe als Schlagzeuger zur Band, worauf sich der Übungsraum von Stotternheim nach Gotha verlagerte. Auch nach der Wende bestanden Schleim-Keim weiter. Im Sommer 1991 standen Schleim-Keim kurz vor der Auflösung, als Gründungsmitglied Dippel die Band verließ. Mit Hagen Schröder fand sich ein Ersatz.

Dieter "Otze" Ehrlich starb am 23. April 2005 im Alter von 41 Jahren an einem Herzschlag in einer psychiatrischen Klinik, in der er nach der Tötung seines Vaters die letzten sieben Jahre seines Lebens verbracht hatte. Lippe und Schröder gründeten nach dem Ende von Schleim-Keim eine Grindcore/Punk-Band namens Aggressive Scum. Nach etlichen Besetzungswechseln und einiger Demos nahmen Aggressive Scum ihre erste CD „Stadt der toten Seelen“ auf und haben nun mit Fiedel am Bass die endgültige Formation gefunden.

Am 28. Dezember 2008 gaben Lippe und Hagen unter dem Namen Schleim-Keim ein Konzert beim Punk im Pott im Exil. Der Auftritt stieß auf unterschiedliche Reaktionen. Ein Besucher skandierte mit einem Schild in der Hand „If SK is alive, Punk is dead!“ („Wenn Schleim-Keim lebt, ist der Punk tot“) und fand einige Anhänger; wiederum andere feierten die Situation.


Besetzung

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Veröffentlichungen