Zwitschermaschine

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Art-Punk-Bandprojekt aus Dresden, später Berlin, 1979 bis 1983 (Nachfolgebands bis 1986).

Gegründet 1979 von den Dresdner Kunststudenten Ralf Kerbach und Cornelia Schleime, zuerst auch unter Namen wie Schwarz / Weiß oder Ende, ab 1981 als Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine, was sich im Sprachgebrauch schnell auf den zugrunde liegenden Titel einer Zeichnung von Paul Klee verkürzte. Konzeptionelles Vorbild für die Künstler-Combo waren mit Sicherheit die 1976 begonnenen DIY-Free-Jazz-Exzesse des A.R.Penck (= Ralf Winkler, 1939 - 2017, nonkonformistischer "Junger Wilder" der Dresdener Kunstszene, West-Ausreise bereits 1980), zu dessen erster eigener Bandbesetzung 1979 neben dem Saxophonisten Michael Freudenberg auch der Maler, Hobby-Trompeter und spätere Mit-Zwitscherer Helge Leiberg gehörte.
Der bei Zwitschermaschine stärker und zunehmend vom Punk inspirierte Dilettanten-Avantgarde-Sound diente zunächst vorrangig als Erweiterung von künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und wurde im Rahmen von Ausstellungseröffnungen dargeboten. Aus dem Hinzukommen von Helge Leiberg, Lothar Fiedler (als Nachfolger von Kerbach) und des (später als IM des MfS enttarnten) Dichters Sascha Anderson resultierte ab 1982 ein konventionelleres Selbstverständnis als "Band", sowie (vorrangig durch Anderson) die Vernetzung mit der musikalischen Subkultur in Berlin. Höhepunkt war die Aufnahme von fünf Titeln für die zunächst als subversive Compilation geplante LP "eNDe / DDR von unten" im Januar 1983, die sich Zwitschermaschine schließlich mit der Erfurter Punk-Band Schleim-Keim (alias Sau-Kerle) teilte und die als erstes Vinyl mit "anderer" Musik der DDR Geschichte machte.
Da der konzeptionelle Anspruch des Band-Projektes damit ausgereizt schien und wegen fortdauernder durch Ausreise (1982 Kerbach, 1984 Leiberg, Schleime und Rom, 1986 Fiedler) bedingte personelle Wechsel kam es zu Umbenennungen, ab 1983 zunächst Factory hoch Vier, wenig später Fabrik, die bis zur Ausreise von Anderson nach West-Berlin 1986 existierten. Dort arbeiteten Anderson und Fiedler wieder gemeinsam in der Sternckombo mit dem ebenfalls ausgereisten Bernd Jestram und Texten von Bert Papenfuß-Gorek.
Helge Leiberg bildete nach seiner Ausreise die Formation o.T., wiederum mit A.R.Penck, zu der später auch Lothar Fiedler stieß und die in den 1990ern mehrere CD's veröffentlichte. Ein detaillierter Überblick über Penck's umfangreiche musikalische Veröffentlichungen inklusive derer mit Leiberg und Fiedler findet sich hier.
Wolfgang Grossmann veröffentlichte 2018 den Band "will nicht zu den großohrigen elefanten" (Vorwerk 8) mit Texten aus dem von ihm verwalteten Nachlass von Michael Rom, der 1991 in Berlin bei einem Raubüberfall erschossen worden war. 2021 trat er als Sänger einer ominösen Formation namens DSVZ (= Der Schlagzeuger Von Zwitschermaschine) an die Öffentlichkeit, hierbei wurden u.a. Texte, die Rom für Zwitschermaschine geschrieben hatte, neu vertont. Die Besetzung besteht neben ihm aus Jörg Schittkowski von u.a. Machine de Beauvoir (g, bg), Rajko Gohlke (bg), Torsten "Pegman" Füchsel von Herbst in Peking u.a. (g), sowie Aniqo (voc) und Serge (dr). Auf dem Album gastiert außerdem Peter Hein von den Fehlfarben.

Netzinfo: Wikipedia

Besetzung

Zwitschermaschine (1981 - 1983)

ab 1982 mit

Factory hoch Vier (1983)

  • Sascha Anderson - voc
  • Lothar Fiedler - g
  • Helge Leiberg - tp

+ Gäste, u.a.

  • Peter "Cäsar" Gläser - g (ex- Renft)

Fabrik (1983 - 1986)

Sternckombo (1987)

Musik

Zwitschermaschine

Fabrik

Sternckombo

  • 1987: Live at de Doelen in Rotterdam (Tape, Beilage zur originalgrafischen Zeitschrift "Schaden" Heft 17)

DSVZ

Lesen

  • "Mit Trommelstöcken auf Patrouille: A.R.Penck als Musiker" / "Der animalische Trompeter: Helge Leiberg" / "Vierte Wurzel aus Zwitschermaschine" (alle Texte: Christoph Tannert), in: Galenza / Havemeister 1999, S.186ff.